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Chronicle Text
Dam-Torsad – die Hauptstadt des Amarr Imperiums – hat bei mir Eindruck hinterlassen. Sie hat selbst dann Eindruck bei mir hinterlassen, obwohl ich die ganze Zeit versuchte seine korrupte Anwesenheit zu bekämpfen. Sie wurde auf Erinnerungen – eher Alpträumen – erbaut und du kannst nicht verhindern, dass sie deine Gedanken am Ende pervertiert. Ich versuche seit fünfzig Jahren diese gespenstischen Erinnerungen loszuwerden, Erinnerungen an eine ausgebrannte und verbitterte menschliche Gesellschaft. Ich mag den erdrückenden Mauern der Stadt entkommen sein, aber die lebhaften Erinnerungen bleiben übrig. Erinnerungen an eine Stadt die eher ein Momument ist als eine wachsende Metropole; von Menschen erfüllt von träger Natur auf deren Verstand die Traditionen und Regeln so schwer, so dominant lasten, dass es wäre als ob ihre Vorfahren von vor eintausen Jahren ihr Leben durch sie leben.
Ich konnte die Ungerechtigkeit der Gesellschaft – von Anfang an – nicht übersehen. Die Stadthalter schauen auf die Bürger herab, welche ihrerseits auf die Sklaven herabschauen. Talent bedeutet nichts; Menschen werden ausschließlich auf Basis ihrer sozialen Stellung beurteilt. Die verdrehten alten Stadthalter sind sehr neidisch auf die eifrigen jungen Emporkömminge und erfreuen sich daran, diese zu zerquetschen. Dennoch schauen die Bürger mit Ehrfurcht zu den Stadthaltern auf, verzehren sich nach deren Stellung und Macht, aber weiterhin stärker von Traditionen gefesselt als von Eisenketten.
Fortschritt ist für die Amarr ein Fremdword. Es ist, als ob dieses große Imperium auf purem Zufall und Glück erbaut wurde. Aber wenn du erstmal deren kompliziertes System kennengelernt hast, dann bekommst du das Gefühl, dass sie wie ein großes Biest sind welches achtlos vorwärts, über jeden Widerstand hinweg, wandert. Ihr Fortschritt besteht nicht aus Sprüngen oder Grenzen, sondern viel mehr aus jahrzehnte- oder jahrhundertedauernde Beratung und mündlicher Planung. Das Netz eines Stadthalters kann nicht nur dich fangen – es kann auch deine Kinder und die Kinder deiner Kinder fesseln. Dem Netz zu entkommen ist kein Problem. Es ist ein Problem ihm lebend zu entkommen.
Meine Jahre in Dam-Torsad verursachten in mir Abscheu und Verachtung für die Amarr. Ihre Gesellschaft ist in so vielen Aspekten komplett verschieden zu der Geselschaft der Gallente. Ich habe aber auch gelernt, dass man die Amarr niemals unterschätzen darf. Sie sind auf ihre eigene Weise rücksichtslos effizient und ich kann eine gewisse Bewunderung für ihre Leistungen der letzten Jahrhunderte nicht unterdrücken.
Auszug aus der Autobiografie von Yanou Lautere, Erster Gallente Botschafter bei den Amarr
Englisches Orginal:
https://fiction.eveonline.com/stories/chronicles/dam-torsad